2024 12

Thema Monatsgruß 09/2023

Konfirmation

 

Highlights mitten im Wandel – die Kurse für Jugendliche zur Vorbereitung auf die Konfirmation

Konfirmationsfeiern erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit – und sie können richtig begeistern! So feierten im Mai 26 Jugendliche aus der Kirchengemeinde St. Stephan-Christuskirche ihre Konfirmation. Die modern gestaltete Beichtfeier und das Abendmahl waren die Höhepunkte eines Abendgottesdienstes mit der Band der Jungen Kirche luv am Samstag in der Christuskirche. Am Sonntag in St. Stephan standen dann das Konfirmationsversprechen und die persönlichen Segnungen im Mittelpunkt. Vorangegangen war ein Kurs, der im September begann und aus wöchentlichen Treffen zu verschiedenen Themen sowie zwei Wochenendaufenthalten in der Dobelmühle, einem Zentrum für Erlebnispädagogik, und in der Hitzenlinde, einem Schullandheim bei Leutkirch, bestand. Im Rahmen von unterschiedlichen Praktika sowie der kompletten Gestaltung eines Sonntagsgottesdienstes durch den Kurs lernten die Jugendlichen unterschiedliche Bereiche der Kirchengemeinde und die Vielfalt der mitwirkenden Menschen kennen. Gestaltet wurde das Programm von einem Team, das sich aus elf ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden, ehrenamtlichen Jugendmitarbeitenden und mir als Pfarrer zusammensetzte.

Ähnlich laufen die Konfirmandenkurse in den Nachbargemeinden St. Verena-Versöhnerkirche und Wasserburg ab. Wer daran teilgenommen hat, berichtet von einer intensiven Zeit voller Eindrücke, neuer Einsichten in Sachen Leben und Glauben und von der guten Gemeinschaft.

Allerdings ist die Teilnahme am Konfirmandenkurs und an der sich anschließenden Konfirmationsfeier längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Etwa ein Drittel der evangelischen Jugendlichen verzichten auf ihre Teilnahme. Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass in vielen Elternhäusern kaum noch Ausdrucks­formen des christlichen Glaubens praktiziert werden. Da muss sich erst noch erschließen, wozu eine Konfirmationsfeier und christlicher Glaube gut sein sollen…

Damit werden die Kurse kleiner. Zugleich aber betont diese Entwicklung den Freiwilligkeitscharakter der Konfirmation. Das passt zur Grundidee einer Konfirmationsfeier als ein Ort für eine persönliche Entscheidung für ein Leben als Christin bzw. Christ. Waren es doch zunächst die Eltern, die damals über die Taufe entschieden haben. Jetzt geht es um die eigenständige Bestätigung der Berufung, die im Namen Gottes bereits ganz am Anfang eines Lebens über einen Menschen ausgesprochen wurde. Doch das gilt nicht für alle. Zunehmend kommen auch Jugendliche, für die die Kurse eine ideale Vorbereitung auf ihre noch bevorstehende Taufe sind.

Es ist gut, zumindest in groben Zügen zu wissen, was man in der Konfirmationsfeier bestätigt. Deshalb geht es im vorbereitenden Kurs neben der Gemeinschaft und dem Kennenlernen der Kirchengemeinde um eine ehrliche Auseinandersetzung mit Grundlagen des christlichen Glaubens und deren Bedeutung für den eigenen Alltag und den aktuellen Lebensfragen. Ein Leben im Vertrauen auf Jesus Christus bedeutet auch, manchmal gegen den Strom schwimmen zu müssen. Dies ist oft Thema intensiver Gespräche und Diskussionen. Diese Gelegenheit bietet sich so wohl kaum ein zweites Mal. Das Allerwichtigste aber bleibt unverfügbar: eigene, authentische Erfahrungen der Gegenwart Gottes. Aber ein guter Konfirmandenkurs wird auch dafür Raum geben.

 

Pfarrer Thomas Bovenschen

 

 

Neue Impulse mit dem „Konfi-Lab“

Was kann man tun, damit die Konfi-Zeit gut wird? Mit dieser Frage ist in der evangelischen Kirche das sogenannte Konfi-Lab betraut (www.konfi-lab.de). Expertinnen und Experten aus vielen Fachbereichen tragen Erfahrungsberichte, Studien und Praxisbeispiele zusammen und entwickeln auf deren Grundlage neue Impulse für die Konfirmandenarbeit der Kirchengemeinden. Diese „Rahmenrichtlinien“ sollen auf der einen Seite einen verbindlichen Standard schaffen. Gleichzeitig sollen die Gemeinden aber die Freiheit erhalten, ihre Kurse genau auf ihre jeweilige Situation hin anzupassen.

Was ist neu?

Im Unterschied zum Konfirmanden-Unterricht der Vergangenheit hat sich im heutigen Kurs vor allem die Blickrichtung verändert. Im Mittelpunkt steht heute nicht mehr das (Auswendig-)Lernen christlicher Glaubensinhalte, da mit diesem Ansatz erwiesenermaßen kaum persönlicher Bezug zu dem Gelernten entsteht. Stattdessen sind nun die Jugendlichen selbst mit ihren individuellen Glaubens- und Lebensfragen im Blick. Sie sind alles, was es für den Aufbruch in die Zeit als Konfirmand oder Konfirmandin braucht. Vorwissen über christliche Themen ist nicht nötig. Die Begegnung mit Bibel & Co findet an geeigneter Stelle im Konfi-Kurs statt. Die Jugendlichen spüren dann selbst, was sie anspricht und was nicht.  

Ähnlich verhält es sich bei den äußeren Formen von Kirche. Statt zu fragen: „Wie finden sich die Jugendlichen schnell in der Kirche zurecht?“ lautet der Ansatz nun: „Welche Kirche braucht die junge Generation?“. Umfragen zeigen, dass Jugendliche in Gottesdiensten moderne Lieder bevorzugen, lebensnahe Themen schätzen und insgesamt mehr am Geschehen beteiligt werden wollen, z.B. über digitale Medien. Bei Veranstaltungen sind Spaß und Mitbestimmung wichtig. Freizeiten wie die „Konfi-Camps“ sind für viele Jugendliche die Highlights ihrer Konfi-Zeit. Außerdem wird die Mitarbeit von ehrenamtlichen Teamerinnen und Teamern im Jugendalter, als besonders bereichernd erlebt. So entstehen in den Gemeinden einzigartige Konzepte, die Jugendliche wirklich ansprechen und einen Erfahrungsraum schaffen für die Beziehung zu Mensch und zu Gott.  

 

Philipp Müller, luv Junge Kirche

 

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