Thema Monatsgruß 06/2023

Wie kommt Gott in die Herzen, Hände oder Köpfe der Kinder?

Religionspädagogin Ute Keßler-Ploner und Pfarrer Jörg Hellmuth haben sich Gedanken zu dieser Frage gemacht. 

Ich denke, dass es wichtig ist, dass Gott in Kinderköpfe und -herzen kommen kann. Kinder brauchen Menschen und Orte, die ihnen ermöglichen, ihre Spiritualität zu entdecken und zu entfalten. Das geschieht unter anderem im achtsamen Miteinander des Gegenübers und der Schöpfung, im Kennenlernen und Miterleben des kirchlichen Festkreises und biblischer Geschichten, im Singen religiöser Lieder, dem Erleben von Gemeinschaft sowie in Ritualen (wie Tisch- oder Nachtgebet, Verabschiedung). Obwohl meine Kinder schon erwachsen sind, kommt es öfter vor, dass ein Nachtgebet aus Kindertagen zum Abschluss des Tages gesprochen wird. 

In der langen dunklen Nacht, habe du, Gott, auf mich acht.

Schütze alle, die ich lieb‘,alles Böse mir vergib‘.

Kommt der helle Sonnenschein, lass mich wieder fröhlich sein.

 

Neben der Familie ist die Kita – und mit ihr die Kirchengemeinde – ein zentraler Ort, wo Kindern viele Erfahrungsräume geboten werden und vertrauensbildende Beziehungen entstehen können. Religiöse Bildung ist zurecht fest im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan verankert und hat in den evangelischen und diakonischen Kitas einen besonderen Stellenwert. Für junge Familien ist es besonders wichtig, gut in den neuen Lebensabschnitt begleitet zu werden. Denn die neue Lebenssituation und die oft direkten Fragen der eigenen Kinder fordern Eltern heraus. Die Kita und die Kirchengemeinde bieten vielfältige Möglichkeiten, diesen Schritt gemeinsam mit anderen zu gehen. Der Glaube an Jesus Christus stärkt Kinder, macht Mut und hilft, auch in stürmischen Zeiten nicht den Halt zu verlieren. Dies drückt auch das folgende Lied aus, das ich gerne mit Kindern in der Kita und in der Kinderkirche singe:

 

Von oben, von unten, von hinten und von vorn‘
ist Gott bei mir, ist Gott bei mir.

Er sieht mich. Er hört mich. 

Er hält mich immer fest.
Er ist ganz nah bei mir

Text: Marion Schäl Musik: Gilbrecht Schäl

© 2000 Gerth Medien, Asslar 

 

Ich glaube, dass Gott jede und jeden von uns sieht und wertschätzt. In Jesus ist er uns ganz besonders nahe gekommen. Die Bibel erzählt in unzähligen Geschichten, wie liebevoll Jesus den Menschen begegnet und dabei voll auf Augenhöhe ist, insbesondere auch mit den Kindern. Gott lässt uns auf unserem Lebensweg, der oft sehr turbulent ist, nicht allein, keinen von uns.  Gott behütet uns auf unseren Wegen und schenkt uns Kraft und Mut.Mit seinem Segen möchte er uns spürbar nahekommen. Segnen kann ich mich nicht selber, aber jede und jeder kann Gottes Segen an andere weitergeben – Kleine an Große, Große an Kleine …

 

Segen

Gott der Herr sieht dich freundlich an
(einander zulächeln)

Er stärke dir den Rücken
(einander Hände auf die Schultern legen)

und gebe dir Kraft 

Gott nehme dich an der Hand
(einander an der Hand nehmen)

und begleite dich auf deinen Wegen. Amen

 

Ute Keßler-Ploner

 

 

 

Mir fällt als erstes dazu ein: Jesus hat ein Kind in die Mitte gestellt hat und gesagt: „Nur wenn ihr werdet wie ein Kind, kommt ihr zu Gott!“ 

Wir Erwachsenen denken immer, wir wüssten, wo es langgeht, bei Jesus und seiner Welt ist es umgekehrt: Da haben sich die Erwachsenen an den Kindern zu orientieren. Was folgt daraus, wenn wir Religion an Kinder weitergeben wollen? Für Erwachsene gilt es, den Kindern zuerst einmal gut zuzuhören und zu versuchen, ihre Gedanken und Gefühle zu ver­stehen. So kann man begreifen, wie sich Gott in ihnen zeigt: in ihrem Glück, in ihrer Traurigkeit, in ihrem Vertrauen, sich auf Menschen und Dinge einzu­lassen, aber auch in Klarheit, etwas nicht zu wollen und sich zu verweigern. 

 

Religion kommt aber auch zu den Kindern, wenn Erwachsene ihren Glauben mutig an die Kinder weitergeben. Oft lässt sich der eigene Glaube in einfachen Sätzen zusammenfassen und weitergeben: Du bist ein geliebtes Kind Gottes. Das Leben ist eine gute Gabe Gottes, die wir empfangen. Der Segen Gottes begleitetet dich. Der Glaube zeigt, wie du handeln kann. 

 

Religion kann man auch ganz praktisch leben, eine biblische Geschichte erzählen, sich darüber austauschen, gemeinsam beten. Das kann man in der Familie tun, aber man kann auch einen kinderfreundlichen Gottesdienst, z.B. einen Familiengottesdienst oder eine Taufe, besuchen. Oder man kann sein Kind in einem evangelischen Kindergarten anmelden, dort werden religiöse Rituale wie das Beten und Hören auf Geschichten gepflegt und die christlichen Feste wie Weihnachten, Ostern und Erntedank gefeiert. 

 

Das Gebet lässt sich gut in den Alltag einbauen, vor dem Schlafengehen könnte man beten: „Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe meine Äuglein zu, Vater, lass die Augen dein über meinem Bettlein sein“. Oder man betet gemeinsam vor dem Essen: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne uns und was du uns bescheret hast. Amen.“ So ein Abend- oder Tischgebet prägt sich leicht ein und bleibt ein Leben lang in Erinnerung. 

 

Jörg Hellmuth

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