Thema Monatsgruß 12/2023. 01/2024

Suchet der Stadt Bestes – ein Auftrag für Christinnen und Christen

 

Manchmal erschreckt es mich, wie wenig sich unsere Lebensweise als Christen von anderen Menschen unterscheidet. Dabei sollen wir doch Salz und Licht in dieser Welt sein. Stattdessen verwenden auch wir viel Energie und Zeit für unsere Karriere und für die Pflege unseres Privatlebens. Wir genießen das Leben, oft in vollen Zügen.

Dass dies in dieser Weise möglich ist, verdanken wir einem ungewöhnlichen Wohlstand und der längsten Friedensepoche in der deutschen Geschichte. Beides währt schon so lange, dass wir es oft für eine Selbstverständlichkeit halten. In Wirklichkeit aber sind es Früchte, die aus dem Engagement von Menschen für unsere Gesellschaft erwachsen sind. Und wohl auch aus Gottes Gnade.
Jedenfalls sind Frieden, Wohlstand, Freiheit und eine demokratische Grundordnung keine Automatismen. Weder entstehen sie von selbst, noch kommen sie ohne Pflege aus. Sie brauchen Menschen, die sich auf das Miteinander einer Gesellschaft einlassen.

Doch mir kommt es so vor, dass es weniger werden, die dazu bereit sind. In einer Zeit des zunehmenden Individualismus, der Verlagerung auf digitale Selbstdarstellung und des Verlusts einer Gesprächskultur, die auch kontroversen Positionen mit Respekt begegnet, ist das eine zwangsläufige Folge.

Als Gott sich durch seinen Propheten Jeremia an sein Volk wandte, war die Situation anders als heute. Ein Teil des jüdischen Volkes war nach Babylon ins Exil verschleppt worden. Aber auch damals ging es um die Frage, sich auf das Miteinander der unterschiedlichen Menschen, die an einem Ort leben, einzulassen. Die Juden waren Flüchtlinge und lebten in der Fremde, fernab ihrer Heimat. Materiell ging es ihnen gar nicht so schlecht. Doch sie waren umgeben von einer fremden Sprache, fremden Bräuchen und fremden Göttern. Und nun sollten sie sich auf dieses Miteinander einlassen?

 

Doch Gottes Reden durch seinen Propheten ist eindeutig:
Suchet der Stadt Bestes! Betet für sie zum Herrn!
Denn wenn‘s ihr wohl geht, so geht‘s auch euch wohl. (Jeremia 29,7).

 

Er fordert sein Volk auf, sich ganz auf die neue, mitunter befremdende Situation einzulassen. Dabei stehen zwei Imperative im Mittelpunkt: suchen und beten.
Suchet der Stadt Bestes! Eine interessante Formulierung! Sie erinnert uns daran: Vor dem Handeln geht es erst mal darum, das Beste zu suchen. Vielleicht eine Warnung vor blindem Aktivismus? Das Beste muss zunächst gesucht werden, noch bevor es umgesetzt wird. Das erinnert mich an die vielen Volksbegehren in Lindau mit oft diametral entgegengesetzten Vorstellungen, was denn nun für die Stadt und ihre Menschen das Beste sein könnte. Und was, wenn sich dieses nur im Rahmen eines längeren Prozesses erreichen lässt, von allen Seiten Kompromisse erfordert und voraussetzt, dass manch eigene Ambitionen zurückgestellt werden? Ist das Beste jedoch gefunden, dann soll es auch zielstrebig und von möglichst vielen Menschen verwirklicht werden, mit allem Engagement, das es dafür braucht.

 

„Lebt auch mit ganzem Herzen dort, wo ihr mit dem Körper seid. 
Arrangiert euch nicht nur mit der Situation, sondern investiert euch 
in die Gemeinschaft am neuen Ort.“
Übersetzung von Jer 29,7 von Pastor Markus Stamme, St. Lamberti, Selsingen

 

Betet für sie zum Herrn! Da klingt die zweite Aufforderung fast einfach. Allerdings ist hier weniger an ein gelegentliches Stoßgebet gedacht. Es geht wohl eher darum, die Nöte und Herausforderungen, die offenen Fragestellungen und die Lebenssituationen der Menschen kontinuierlich Gott hinzuhalten. Vielleicht auch, um leichter das Beste zu finden. Oder, damit tiefere Veränderungen geschehen, die Initiativen und Appelle allein nicht bewirken können. Und all dies verbunden mit der Bitte, dass Gott all denen, die Verantwortung tragen, Weisheit, Kraft und Segen für ihre Aufgaben geben möge.

Schließlich verbindet Gottes Reden die beiden Aufforderungen mit einer Zusage: Denn wenn‘s ihr wohlgeht, so geht‘s auch euch wohl. Hier begegnet das Prinzip einer Gemeinschaft, deren Gesamtzustand sich immer auch auf die einzelnen Beteiligten auswirkt. Das gilt für politische Gemeinden, Vereine und Kirchengemeinden gleichermaßen. Es geht um eine Solidargemeinschaft mit der Dynamik des gegenseitigen Gebens und Nehmens.

Die Zusage Gottes kann auch wachrütteln, vor allem diejenigen Menschen, die meinen, es geht ihnen dann besonders gut, wenn sie ganz auf sich und die Befriedigung ihrer eigenen Interessen und Bedürfnisse konzentriert sind.

Die Frage ist also:
Lasse ich mich auf den Ort ein, an dem ich gerade lebe?

Das kann bedeuten, dass ich erst mal über meinen Schatten springen muss. Vielleicht fängt es damit an, dass ich neu und bewusst ja sage zu dem Ort, an dem ich gerade lebe – mit all seinen Vor- und seinen Nachteilen. Womöglich braucht es auch das Vertrauen, dass Gott auch hier vor Ort einen guten Weg für mich hat und weiß, wo und wie ich das finden kann, was ich brauche, um gut leben zu können. Aber genau das verspricht er ja: „So geht‘s auch euch wohl.“

 

Gebet für Lindau
An jedem ersten Dienstag eines Monats um 18 Uhr trifft sich 
im Kirchlichen Zentrum an der Christuskirche eine kleine Runde von Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchengemeinden, um gemeinsam für die Stadt Lindau, die Umgebung und die Menschen, die hier leben, zu beten. Herzliche Einladung!

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